2022: Erstmals mehr als 100 Athleten gefördert
Die Stiftung OlympiaNachwuchs kann die Anzahl an geförderten Athleten aufgrund von zusätzlichen Fördermöglichkeiten erneut steigern
Kristin Redanz ist seit 2019 Geschäftsführerin der Stiftung OlympiaNachwuchs Baden-Württemberg. Verlassen kann sie sich auf ein starkes Netzwerk bestehend aus Olympiastützpunkten und Sportfachverbänden, sowie Partnern, die die Stiftungsarbeit durch ihre Spenden auch in Krisenzeiten unterstützen. Gemeinsam blicken wir zurück auf ein spannendes und erfolgreiches Jahr 2022.
Frau Redanz, Anfang Dezember waren Sie auf ganz besonderer Mission in Fellbach-Schmiden unterwegs. Erzählen Sie davon.
Bei der letzten Vorstandssitzung Ende Oktober wurde über die eingereichten Athletenanträge entschieden. In Summe aller Anträge aus 2022 übertrafen wir bei den Bewilligungen erstmals die Anzahl von 100 Förderungen in einem Jahr. Die Sportgymnastin Viktoria Steinfeld war dann eher zufällig der 100. Antrag, der nach Prüfung aller Förderkriterien und Stellungnahmen vom Vorstand genehmigt wurde. Und das gab es in der gesamten Stiftungshistorie seit 2000 noch nie: Mehr als 100 geförderte Athleten aus Baden-Württemberg innerhalb eines Jahres! Diese großartige Nachricht wollte ich Viktoria, der 100. geförderten Athletin, in Schmiden gern selbst überbringen. Solch persönliche Treffen mit den Athleten bleiben für mich etwas Besonderes.
Ich kenne die Geförderten „vom Papier“, beschäftige mich intensiv mit den Anträgen, stimme mich mit Laufbahnberatern, Internatsleitern und den Spitzen- und Fachverbänden ab. Wenn man sie dann im Trainingsalltag, oder bei Wettkämpfen erleben kann, kommt die Stiftung aus der Rolle des anonymen Geldgebers heraus.
Über 100 Athleten – hätten Sie sich das zu Beginn ihrer Arbeit für die Stiftung ausmalen können?
Ich habe die Stiftung 2019 sehr gut aufgestellt übernommen. Alle Abläufe, Strukturen und Netzwerke wurden bereits mit der Zusammenlegung der beiden Stiftungen 2016 mit dem Landessportverband und dem Sportministerium sinnvoll festgelegt. Mich erwartete also mein Traumjob, bei dem ich gemeinsam mit meinem Vorstand viel bewegen möchte. Mit unseren Mitteln können wir direkt unterstützen; so manche Karriere erst anstoßen. 2019 waren es noch 63 Athleten – auf die 108 Sportler jetzt können wir stolz sein. Doch die Athletenanzahl ist nicht alles. Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es noch monatliche Zuschüsse in Höhe von 50 Euro. Sicher besser als nichts, aber für die Vertreter in den Gremien der Stiftung nicht mehr zeitgemäß – gemessen am Bedarf der jungen Sportler. So wurde erst im vergangenen Jahr der Mindestförderbetrag auf 100 Euro pro Monat angehoben.
Eine tolle Entwicklung. Wo steht die Stiftung jetzt?
Sie startet mit fast 60 Athleten in das neue Jahr. Für diese wird bereits ein Fördervolumen von über 50.000 Euro notwendig sein. Von den reinen Zinserträgen kann derzeit keine Stiftung Gutes tun. Die zusätzliche Mittelbeschaffung bleibt also weiterhin ein wichtiges Thema und das in Zeiten, in denen es zahlreichen Unternehmen wirtschaftlich selbst nicht so gut geht. Denn bewilligen können wir nur so viele Anträge, wie uns Fördermittel zur Verfügung stehen! Hier sind wir weiterhin auf zusätzliche Zuwendungsgeber angewiesen. Dank der erneuten Spende der Porsche AG hatten wir 40.000 Euro mehr an Mitteln zur Verfügung. Das hilft sehr!
Sie haben einen guten Draht zu den Nachwuchsathleten des Landes. Was sind die größten Herausforderungen für ein junges Talent und wie kann die Stiftung helfen?
Gefördert werden schwerpunktmäßig junge Talente bei der Verwirklichung ihrer leistungssportlichen und schulischen beziehungsweise beruflichen Ziele. Der Fokus liegt auf Nachwuchskaderathleten bis zum Übergang in den Status eines Olympia-, Perspektiv-, oder Ergänzungskaders.
Wie werden die Sportler unterstützt?
Zum Großteil über ein monatliches Entgelt für leistungssportbedingte Kosten wie der Unterbringung im Sportinternat, Fahrten zum Training oder zu Lehrgängen, für Trainingsmaterial in kostenintensiven Sportarten, oder die Teilnahme an Wettkämpfen und Trainingslagern. Diese finanzielle Entlastung nimmt Druck von den jungen Athleten und ihren Familien und erlaubt ihnen, sich vollkommen auf den Sport zu konzentrieren. Wir sind oft ganz am Anfang der sportlichen Karriere für die Talente da. Zum Beispiel, wenn die Qualifikation für internationale Turniere oder Lehrgänge zwar geschafft ist, aber die Eigenanteile für die sportlichen Maßnahmen nicht mehr so ohne Probleme von der Familie gezahlt werden können.
Allein könnte die Stiftung OlympiaNachwuchs das nicht stemmen. Welches Netzwerk steckt dahinter?
Richtig, die Unterstützung der Athleten ist nur gemeinsam möglich. Die enge Anbindung an den LSVBW mit seinen Strukturen wie den Olympiastützpunkten und der Nähe zu den Fachverbänden ist dabei unersetzlich. Gleiches gilt für das Sportministerium im Land durch die Arbeit im Vorstand und im Kuratorium, deren Vorsitzende die Ministerin für Kultus, Jugend und Sport Theresa Schopper ist.
Sie sprechen das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport an. Welche Projekte über die Athletenförderung hinaus sind derzeit aktuell?
2023 haben wir erneut die Möglichkeit der Projektförderung. Die Stiftung unterstützt dabei Athleten finanziell, die sich beim Grundschulprojekt „Schau mal, was ich kann!“ oder dem Athletentag beim Grundschulwettbewerb von „Jugend trainiert für Olympia“ aktiv einbringen. So erhalten Grundschulkinder einen Eindruck, wohin sportliches Engagement in Verbindung mit entsprechendem Talent führen kann, und die Athleten sind Vorbilder, indem sie ihre Leidenschaft für den Sport an die Grundschüler weitergeben.
Was sind die kurz-, was die langfristigen Ziele der Stiftung OlympiaNachwuchs?
Für 2023 ist es unser Ziel, die bestehenden Partnerschaften aufrechtzuerhalten und die Zusammenarbeit im Netzwerk zu intensivieren. Nur so werden wir hoffentlich noch viele neue talentierte Athleten aus den unterschiedlichsten Sportarten finanziell entlasten können.
Bei der Erfüllung unserer Ziele sind wir weiterhin auf zusätzliche Zuwendungsgeber angewiesen. Unsere langfristigen Ziele bleiben die Befürwortung möglichst vieler förderfähiger Athletenanträge mit Schwerpunkt auf dem Nachwuchsbereich, die Fortsetzung von Projektförderungen im Sinne des Stiftungszwecks und die Stabilisierung des Gesamtfördervolumens. Wir wollen weiterhin die Medaillengewinner von morgen fördern und sie langfristig auf ihrem Weg begleiten!
Quelle: Sport in BW / Ausgabe 01/2023
Das Gespräch führte Jennifer Baloni.